Deutschland, zumindest in einigen Regionen, ist nach wie vor „Adlerland“ und hat somit Brutvorkommen von insgesamt vier Adlerarten. Der Steinadler brütet in Deutschland nur noch im Alpenraum. Die anderen drei Arten kann man mit etwas Glück und Geduld z.B. in Mecklenburg-Vorpommern beobachten. Während Seeadler und Fischadler in den letzten Jahrzehnten eine durchaus erfreuliche Bestandszunahme zeigen, steht es um den kleinsten deutschen Adler, den Schreiadler, leider nicht so gut. Sein Bestand in Deutschland stagniert auf niedrigem Niveau bzw. nimmt stellenweise sogar leicht ab. Der Schreiadler stellt hohe Ansprüche an sein Bruthabitat und leidet am Verlust von geeigneten Lebensräumen, zudem wird ihm im Nahen Osten auf dem Zugweg in erheblichem Maße nachgestellt. Der Bestand in Deutschland liegt bei nur noch um die 100 Brutpaare.
Als Greifvogel-Fans war es uns natürlich eine große Freude bei unserem Foto-Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern alle drei dort vorkommenden Adlerarten recht ausgiebig vor die Linse zu bekommen. Das geht allerdings nicht „einfach so“, sondern nur mit Hilfe von speziellen Bootsausfahrten bzw. vorbereiteten Fotoansitzen.
Schon etwas länger haben wir den Kerkini-See als Reiseziel auf dem Zettel. Vor zwei Jahren im Frühjahr war allerdings eine solche Reise schlicht undenkbar, weswegen wir in den Osterferien 2022 den seinerzeit ausgefallenen Trip nachholten. Das Limnaio Guesthouse von Nikos Gallios eignet sich als Unterkunft für Ornithologen und Naturfotografen. Mit Nikos kann man auch Bootstouren unternehmen, er kennt den See wie seine Westentasche und weiß immer, wo sich etwas Interessantes wie Pelikane, Reiher, Flamingos etc. finden lässt.
Unser insgeheimes Highlight der Tour waren aber die Beutelmeisen. Nach einigen Tagen vor Ort entdeckten wir ein fast fertig gebautes Nest an einer kleinen Weide am Rande eines Schilfstreifens. Es ist immer wichtig in solchen Situationen sich davon zu überzeugen, dass man die Tiere nicht stört, und im Zweifelsfall ist ein Rückzug anstelle von Fotos angezeigt. Wir hatten jedoch Glück, der Erbauer, „unser“ Beutelmeisen-Männchen, war von unserer Anwesenheit gänzlich unbeeindruckt und baute im Akkord an seinem Werk weiter. Wir konnten spektakuläre Szenen beobachten und fotografieren: ein fremdes Männchen kam hin und wieder vorbei und rupfte Nistmaterial heraus – warum selbst suchen, wenn es da so ein üppiges Materiallager gibt! Wenn der Erbauer davon Wind bekam, flogen immer die Fetzen. Zum Schluss konnten wir sogar noch den Einzug der Herzensdame miterleben, der unser Männchen sein Nest präsentierte. Sie war angetan und half mit in den letzten Zügen des Nestbaus. Schade, dass wir nicht länger bleiben konnten, zu gerne hätten wir noch weiter zugesehen, so bleibt uns nur zu hoffen, dass unsere Beutelmeisen eine erfolgreiche Brutsaison haben.
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